Backsteinarchitektur
Land Brandenburg
Die in der Mark Brandenburg heimischen Slawen beherrschten bis in das 12. Jahrhundert noch nicht die Technik der Ziegelherstellung. Wohnhäuser, Wirtschaftsgebäude und Tempel wurden daher noch aus Lehm und Holz errichtet.
Die in die Mark Brandenburg eingewanderten deutschen Siedler und Mönche brachten in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts die Kunst der Ziegelherstellung mit. Diese Bautechnik erforderte nicht nur besondere Kenntnisse und Fähigkeiten sondern auch das Vorkommen von großen Tonlagern, das Vorhandensein von großen Brennstoffvorräten, wie Holz oder Torf, sowie eine große Zahl von Arbeitskräften. Das Havelland bot die natürlichen Voraussetzungen als Überbleibsel der Eiszeit, und mit dem Entstehen großer Siedlungen und Städte waren gute Bedingungen für die Ziegelherstellung gegeben. So wurden ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zwischen Elbe und Oder – in der späteren Mark Brandenburg – hunderte von Kirchen, Klöstern und Profanbauten errichtet.
Stadt Brandenburg an der Havel
In den beiden Städten Brandenburg hatten sich schon frühzeitig viele deutsche Einwanderer angesiedelt. Von Markgrafen und Bischöfen gefördert entstanden in beiden Städten schon frühzeitig repräsentative Bauwerke aus Backstein. Anfangs wurden in einem kurzen Zeitraum aber noch die seit der Eiszeit reichlich vorhandenen Feldsteine verwendet. Dieses ist noch gut im Westbau der St. Gotthardtkirche und im Sockel der St. Katharinenkirche erkennbar, wobei der Westgiebel der St. Gotthardtkirche das älteste steinerne Gebäude der Mark Brandenburg (um 1140) darstellt.
Schon früh ist man in Brandenburg zum Fertigen und Verarbeiten gebrannter Ziegelsteine übergegangen. Diese Bauweise wirkte repräsentativer und gab den Baumeistern mehr gestalterische Möglichkeiten.
1165 begann der Bau des Domes St. Peter und Paul. Um 1173 entstand die Nikolaikirche als ein frühes Beispiel der romanischen Backsteinarchitektur in der Mark Brandenburg. Ab dem 13. Jahrhundert folgten die großen Stadtkirchen St. Gotthardt, St. Katharinen, die Wallfahrtskirche St. Marien, die Klöster St. Johannis- und St. Pauli und die Jacobskapelle.
Ab dem 14. Jahrhundert finden sich in den Städten Brandenburg auch aus Backstein errichtete Profanbauten, wie die Rathäuser (das neustädtische Rathaus wurde 1945 zerstört), das Ordonnanzhaus (um 1310) und das Gotische Haus (1452), Stadtmauern und Tortürme (Steintorturm, Mühlentorturm von 1411, Plauer und Rathenower Torturm). Brandenburg an der Havel verfügt noch heute über einen relativ geschlossenen Mauerring. Von den einst mindestens acht Tortürmen sind noch vier erhalten. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die großen Stadtkirchen und die Klöster im Stile der Gotik umgestaltet oder neu errichtet.
Einige Bauwerke der Backsteinarchitektur in der Stadt zeugten und zeugen noch heute von besonderem Wert. So war die ab 1222 errichtete Marienkirche (1722 abgetragen) die einzige viertürmige Kirche nördlich der Alpen. Die Katharinenkirche stellt ein Hauptwerk der norddeutschen Backsteinarchitektur dar. Herausragend ist dabei die mit reichem Maßwerk geschmückte Nordkapelle, die von dem Stettiner Baumeister Hinrich Brunsberg um 1401 geschaffen wurde.
Heute ist Brandenburg an der Havel eine Station an der Europäischen Route der Backsteinarchitektur.