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Wie der Brandenburger geworden ist...

Gott schuf die Erde an sechs Tagen. Als er am Freitag die Oberfläche der Erde gestaltete, da schuf er zuerst all das, was schnell gehen würde. Die endlosen Meere, die Wüsten, die Eiskappen, die Gebirge und Wälder bedurften keiner feinen Anstrengungen – nur endlose Mengen von Wasser, Sand, Eis, Steinen und Bäumen waren ungeordnet zu verteilen.

Als dieses gegen Mittag schon getan war, wandte sich der Schöpfer den wenigen Gebieten zu, die er für den Menschen auserkoren hatte. So setzte er sich am Nachmittag nieder, gerade da, wo das Rheinland entstehen sollte. Er zog mit dem Finger den Lauf des Flusses, füllte vorsichtig Wasser hinein, holte aus seinen Taschen große Felsen und stellte sie behutsam an die Ufer. Nun holte er aus den Taschen Buchen und Linden, die er mit Bedacht auf die Hänge setzte. Auch tat er auf die Berge dichte Weinreben. Er besah sich das Werk, fand es für gut und zog weiter an den Main, wo er genauso verfuhr. Hernach begab er sich nach Thüringen, wo er Saale und Unstrut schuf und ihre Ufer gleichsam gestaltete. Bis zur Elbe bei Meißen war der Herrgott so gekommen und hatte die Landschaft gleichsam gestaltet, mit Flüssen, Hängen, Wäldern und Wein.

Nun wandte er sich seinem letzten Fleck zu, der noch gestaltet sein wollte – die Mark Brandenburg. Doch was war das? Die Sonne war verschwunden und die Nacht brach an. Im Dunklen und ohne jedes Licht ritzte der Schöpfer einen Fluss in den Boden, auf- und abwärts, ohne klare Richtung. So fließt die Havel noch heut. Dann schaufelte er mit den Händen das Wasser in den Fluss, doch wegen der großen Dunkelheit schwappte vieles daneben und bildete nun die Havelseen. Als der Herrgott in die Tasche fasste, um nach Felsen, Buchen und Wein zu greifen – da erschrak er. Nichts war mehr vorhanden, was eine schöne Landschaft ergeben könnte – alles war schon verausgabt. In seinen Händen fühlte er nur noch dürren Sand, knorrige Kiefern und runde Kieselsteine. Der Schöpfer warf den Sand in der Dunkelheit umher, mal türmte sich dieser zu Bergen und Hügeln, mal war er ganz eben. Die dürren Kiefern wurden in der Finsternis schnell in den Boden gesteckt. Nun da es stockdunkle Nacht war und Gott alles verbaut hatte, ging er zur Ruhe.

Am nächsten Tag begann er, seine Landschaften mit dem Menschen zu besiedeln. Im Rheinland begann er, knetete einen Menschen aus Lehm und setzte ihn auf die Erde. Als er gerade weiterziehen wollte, da dachte er, dass er diesem doch noch Leben und einen Charakter einhauchen musste. Doch was war das? Das rheinische Lehmmenschlein hatte schnell erkannt, dass man die Trauben pressen und dann den schmackhaften Wein genießen konnte. So trank der Rheinländer schnell und mit großer Freude, sang schon lustige Liedchen und begann mit dem Schöpfer zu scherzen, als dieser ihn greifen wollte, um ihm ein Leben einzuhauchen. Gott überlegte kurz, besah sich so den Rheinländer, schmunzelte und beließ dem Mann vom Rheine seinen selbstgewählten Charakter. Gott war zufrieden.

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So, wie es sich im Rheinland zugetragen hatte, so passierte es dem Schöpfer auch in Hessen, in Thüringen und in Sachsen. Überall, wo Wein angepflanzt war, waren trinkfreudige, umgängliche, lustige und bisweilen arg schwatzhafte Leute entstanden. Da sich dieses Besiedeln doch schneller vollzog als gedacht, so kam Gott schon am frühen Tage in die Mark Brandenburg, die er doch nachts in der Finsternis hatte machen müssen. Und bei Lichte besehen, … da grauste es dem Herrgott. Große, öde Sandflächen, von eintönigen und endlosen Kiefernwäldern gesäumt und nur unterbrochen durch viele planlos und ohne jedes Muster gegrabene Wasserflächen. Keine Felsen, keine Buchen, … und vielleicht das Schlimmste – auch kein Wein. Wie sollte wohl der Mensch sein, der hier gerne leben wollte und sich von seiner Hände Arbeit ernähren konnte? Gott schuf betrübt den ersten Brandenburger aus Lehm, wollte ihn gerade absetzen, da verwarf er seinen Plan. Angesichts der jammervollen Landschaft ward er nachdenklich. Gott wusste weder ein noch aus, und in seiner großen Ratlosigkeit wandelte er durch einen dichten Kiefernwald. Lange Zeit war vergangen, und er war seinem Brandenburger kein Stück nähergekommen. So trat er mit einer unbändigen Wut gegen einen großen Kiefernzapfen, der in seinem Wege lag, so dass dieser weit durch die Luft flog und weit vor ihm auf die Erde niederfiel.

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Wie der Schöpfer nun so tief in Gedanken versunken weiterging, da brüllte jemand ihn an: „He Bärtiger, was trittst Du mich so übel!“ Gott erschrak, hatte er doch solche Töne von der Erde noch nie gehört. Wer hatte ihn gerade so rau angeredet? Da bemerkte er den Kiefernzapfen, der am Wege lag und noch weiter vor sich hin fluchte. Gott ging zu dem knorrigen und immer noch meckernden Zapfen, hob ihn auf und besah sich das hölzerne Gebilde genau. In diesem Augenblick kam ihm ein Gedanke und er sprach: „Aus diesem Zapfen schaffe ich den Brandenburger! Beide gleichen sich, so wie selten zwei Dinge gleich waren. Der Zapfen lag auf dem Boden, da wird der Brandenburger auch zukünftig von dem Boden leben sollen. Die Märker sollen also Bauern werden. Auch fiel der Zapfen nach dem Tritt wieder auf die Erde zurück. So ist er mit seiner Heimat verbunden und kehrt nach jeder Reise dahin zurück. So bliebe der Brandenburger seiner Heimat treu und zöge nicht leichtfertig in die Welt. Auch ist der Zapfen knorrig, hart und hat meinem festen Tritt gut widerstanden. So wird der Brandenburger von knorriger Art, wenig lustig, aber hart im Ertragen von Schlägen, die das Leben ihm zufügen wird. Und zu guter Letzt. Der Zapfen brüllte mich, den Herrgott, ganz ohne Respekt und Ehrfurcht an. So sei auch der Brandenburger ein ziemlich loser Kerl, der gegen die Obrigkeiten wettert, meckert und mault. Dass aber solches nicht überhand nehmen möge, so mache ich den Brandenburger maulfaul und wenig gesprächig.“ So geschah es, dass aus dem Kiefernzapfen der Brandenburger gemacht ward.

So hat er sich über tausende Jahre bis in jüngste Tage gehalten. Erst die Mischung mit anderen Völkerschaften hat seiner knorrigen Art seit kurzem ein wenig die Härte genommen.

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