Mühlen
Land Brandenburg
Seit dem Übergang der Menschheit vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht betreibt der Mensch Mühlen zur Zerkleinerung von Getreide als Basis der Zubereitung von Brot. Mit dem Fortschritt wurden die Mühlen mechanisch betrieben. Wasser- und Windkraft trieben große Mühlen an. Zudem wurde dieser Antrieb auch genutzt, um Sägewerke anzutreiben und Trommeln für die Lederherstellung zu bewegen. So entstanden neben den traditionellen Getreidemühlen auch Walk-, Lohund Schneidemühlen. Vom Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war der Mühlenbann für die Bsitzer der Mühlen lukrativ, verpflichtete er doch die Bauern einer Region dazu, nur bestimmte Mühlen zu nutzen.
Im Land Brandenburg wurden mechanisch betriebene Mühlen zum Ende des 12. Jahrhunderts heimisch. Siedler aus dem Westen Deutschlands brachten die neue Technologie mit. Bis zum 16./17. Jahrhundert entstanden in der Mark Brandenburg hunderte Wind- und Wassermühlen. Um das Jahr 1900 lösten dampfgetriebene Mühlen die Wind- und Wassermühlen im Land zunehmend ab.
Stadt Brandenburg an der Havel
Brandenburg an der Havel wurde bereits mit der deutschen Herrschaftsübernahme ab 1157 von deutschen Einwanderern besiedelt. Sie ließen in den Städten Brandenburg die ersten Mühlen des Landes entstehen. Bereits seit dem Ende des 12. Jahrhunderts finden sich auf dem Stadtgebiet Windmühlen. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde der Mühlendamm zwischen der Dominsel und der Neustadt aufgeschüttet. Hier unterhielten Alt- und Neustadt sowie Dom bis zum 20. Jahrhundert bis zu fünf Wassermühlen. Weitere Wassermühlen wurden in Göttin und Neue Mühle betrieben.
Zahlreiche Windmühlen wurden im Stadtgebiet noch bis 1900 genutzt. Dann wurden sie wegen zu geringer Effektivität zugunsten der Dampf- oder elektrisch betriebenen Mühlen aufgegeben. Heute finden sich keine Reste mehr, denn die Standorte wurden meist überbaut. Auch in den heutigen Ortsteilen bestanden Windmühlen, die nach dem 1. Weltkrieg ihren Betrieb einstellten. Manchmal finden sich noch wenige Reste der Holzkonstruktionen an den Standorten.
Eindrucksvolle Zeugnisse der Mühlenbaukunst sind die Mühlengebäude am Mühlendamm. Hier wurde 1900 die Heidrichsche Mühle nach Brand neu errichtet. Diese konnte ab 1907 auch mit Dampf und ab 1911 auch elektrisch betrieben werden. Trotzdem konnten die wegen der geringen Fallhöhe der Havel unterschlägig betriebenen Wasserräder noch bis Mitte der fünfziger Jahre benutzt werden.
1906 wurde auch die Burgmühle auf der Dominsel und 1913 die Mittelmühle neu errichtet. Alle Betriebe wurden nach dem 2. Weltkrieg enteignet und 1952 als Brandenburger Mühlenwerke vereinigt. Nach der Wiedervereinigung 1990 war der Mühlenbetrieb an den relativ kleinen Anlagen nicht mehr wirtschaftlich, so dass der Mühlenbetrieb 1993 eingestellt wurde. Die Gebäude verfielen, brannten teilweise nieder. Nach 2000 wurden die alten Mühlengebäude und ihre Speicher als attraktive Loft-Wohnungen entdeckt und entsprechend ausgebaut.
Ein besonderes Zeugnis der Mühlentradition ist das 1907 errichtete Pegelhaus am Mühlendamm. Bis zu seinem Bau mussten die Müller jeden Tag aufwändig die Wasserstände von Ober- und Unterwasser ablesen, um die Mühlräder optimal einstellen zu können.