Schifffahrt und Schiffbau
Land Brandenburg
Das Land Brandenburg ist reich an schiffbaren Gewässern. Bereits im Mittelalter nutzte man Havel und Spree, zum Transport wichtiger Güter. Besonders Getreide wurde nach Berlin und Hamburg transportiert. Später gehörten auch Tuche zu den beförderten Gütern. Die Kähne, wegen ihrer Bauweise Prahm genannt, wurden gestakt, getreidelt oder gesegelt. Bereits im 18. Jahrhundert nahm der Frachtverkehr in der Mark Brandenburg stark zu. Besonders Baustoffe, Holz, Torf, Salz, Getreide, Heu, Stroh und Rüben wurden in die großen Städte der Mark transportiert.
Die wachsende Flussschifffahrt erforderte die Regulierung der Flüsse und den Bau von Kanälen. Die Größe der Schiffe wuchs. Die wegen ihrer Form Kaffenkahn genannten Flussschiffe reichten nicht mehr aus. Die Größe eines wichtigen Kanals, des Finowkanals, bestimmte im 19. Jahrhundert die in der Mark am meisten gebauten Lastkähne. Die Finow-Maßkähne konnten 250 Tonnen Ladung auf allen wichtigen Wasserstraßen der Mark befördern. Die märkischen Metropolen konnten sich nur dank der Schiffstransporte entwickeln. Das beschreibt der Ausspruch: „Berlin ist aus dem Kahn gebaut“ treffend.
Wichtige Schiffswerften entstanden zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert in Havelberg, Potsdam, Plaue und Brandenburg an der Havel. Mit der Erfindung der Dampfmaschine wurden muskel- oder windgetriebene Binnenschiffe zunehmend abgelöst. Das erste Dampfschiff befuhr 1816 die Havel. Trotzdem setzte sich die maschinengetriebene Schifffahrt wegen der hohen Kosten erst um 1900 durch. Bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts blieben Dampfschiffe und –schlepper auf den märkischen Wasserstraßen bestimmend, bevor sie durch dieselbetriebene Schubverbände abgelöst wurden.
Bis 1990 nahm die Binnenschifffahrt eine wichtige Rolle im Transportwesen ein. Dann fehlte oft die industrielle Basis oder Transportaufgaben wurden durch Eisenbahn und LKW erfüllt. Das Verkehrsprojekt 17 Deutsche Einheit, das den Ausbau der Schifffahrtsrouten vorsah, wurde daher wegen fehlender Bedarfe nur in Ansätzen realisiert.
Stadt Brandenburg an der Havel
Schon seit dem Mittelalter sind Schiffer in Brandenburg eine wichtige Berufsgruppe. Bereits zu dieser Zeit wurden in der Stadt auch Wasserfahrzeuge gebaut. Mehrere Werften bauten vor allem Fischereikähne und kleinere Transportfahrzeuge. Mit dem Beitritt der Stadt zur Hanse im 14. Jahrhundert nahm der Schiffsverkehr nach Hamburg zu. Bereits im 16. Jahrhundert besitzen die „Alte“ und „Neue“ Stadt Brandenburg einen eigenen Hafen. Mit der Vereinigung beider Städte erfuhr besonders der Hafen am Salzhof eine Aufwertung. Seit 1828 besteht regelmäßiger Dampfschiffbetrieb auf Havel und Elbe zwischen Berlin und Hamburg.
1882 begann in der Stadt die Personenschifffahrt, die noch heute über fünf Schiffe verfügt. Die Entstehung großer Industriebetriebe in der Stadt erforderte die Einrichtung von Häfen bzw. Entladestellen. Einige dieser Hafenanlagen sind noch als befestigte Kaimauern am Havelufer erkennbar. Zu diesen Anlagen zählen die Entladestellen der Stärkefabrik (um 1880), am Elektrizitätswerk (1904), am alten Gaswerk (1907), an der Elisabethhütte (1907), an den Mühlen (1900 bis 1911), am Stadthafen am Silokanal (1910). Der 1940 errichtete Hafen der Arado Flugzeugwerke ist am Ufer des Breitlingsees deutlich erkennbar. Sichtbare Zeugen von Schifffahrt und Schiffbau sind die Ausstellung zur Geschichte der Havelschifffahrt im Steintorturm, der Historische Hafen, der 1901 in Brandenburg gebaute Dampfer „Nordstern“, das Gebäude der 1958 modernisierten „Werft“ und die Havel-Fähre bei Neuendorf.